Dr. Georg Kronawitter Presse [Presseerklärungen von Dr. Georg Kronawitter (CSU), Stadtrat 2008-2014]

Ja zur U-Bahn nach Pasing - aber offene Fragen bleiben

[11.07.2015] Die Beschlussvorlage für den Bauausschuss vom 14.07.2015 zur "U-Bahn für Pasing" ist ein wichtiger Schritt zur Stabilisierung der Schnellbahn-Erschließung des Münchner Westens und der Region. Während derzeit die Beobachtung "Personen am Gleis" an der 9km langen Bahntrasse zwischen Hbf und M-Pasing ausreicht, den S-Bahnverkehr zeitweise komplett einzustellen und eine ganze Region abzuhängen, stellt künftig die U-Bahn eine sichere, schnelle und leistungsfähige Verbindung her - ein "Komfort", den der Münchner Osten schon seit 1988 hat, als die U5 den Ostbahnhof erreichte. Seitdem haben die gefürchteten Stammstreckenstörungen dort weitgehend ihren Schrecken verloren.

Dass die jetzige Kostenobergrenze für die U-Bahn-Anbindung Pasings die Schallmauer von 500 Mio. Euro durchstoßen hat - dafür gibt es zwei Hauptursachen:

  • Ursache 1: die Verhinderungspolitik der Stadtratsgrünen in den Jahren 2000 bis 2008 gegenüber der U-Bahnanbindung Pasings, während der Verkehrsexperte der Landtagsg-Grünen, Martin Runge, diese immer eindringlicher eingefordert hat. Durch diese Münchner Blockade konnte die natürliche, kostensparende Baufolge - zuerst U-Bahn, dann NUP - nicht eingehalten werden. Außerdem entstehen durch die Verzögerung um über 15 Jahre dem Münchner Steuerzahler zusätzliche dreistellige Millionen-Ausgaben wegen des Wegfalls der GVFG-Fördermittel 2019.
  • Ursache 2: die sture Weigerung der DB Netze, das südlichste Bahnhofsgleis in Pasing ("Gleis 2") für die U-Bahn freizugeben und damit eine extrem kostengünstige Variante für den U-Bahnbau zu ermöglichen. 300 Mio würden dann wohl locker reichen.

ET420 als S20 in Pasing Gleis 1 Aushangfahrplan-S20-Pasing Es ist hierbei erschreckend, wie dünn die seit 2009 gebetsmühlenartig vorgetragene Argumentation des Staatskonzerns DB ist. Gleis 2 wird regelmäßig nur von der S20 benutzt, die die weitaus schwächste S-Bahn im Müncher Netz ist und mit den alten Zügen vom Typ ET 420 bestückt ist. Am Wochenende fährt sie gar nicht, unter der Woche nur im Stundentakt - und das auch nur während der Hauptverkehrszeiten (s. [Aushangfahrplan-S20-Pasing.pdf])! Viele bayrische Dörfer weisen dank Bayerntakt eine bessere Bedienung auf. Ein Video finden Sie auf Youtube [hier]

Und für diese Sturheit der DB werden jetzt Hunderte Millionen Münchner Gelder zusätzlich ausgegeben!

Dabei könnte auch ohne den Einbau von zusätzlichen Weichen die S20 in Pasing schon heute andere Bahnsteigkanten nutzen, z. B. 3 und 4 ("Starnberger Bahn") bzw. 9 und 10 (Fernbahnsteig Augsburg). Es bestehen nämlich "seit ewig" weitere zwei Überleitungsmöglichkeiten auf das südliche Streckengleis (siehe den von mir kommentierten Gleisplan HLP unter [M-HLP-xxl-S20.pdf]). Diese Überleitungsmöglichkeiten lassen auch die bei Stammstreckensperrungen am Wochenende übliche Umleitung der S8 über den Südring in vollem Umfange zu.

Leider hat die Baureferentin ohne Not die Argumente der DB akzeptiert und in der Beschlussvorlage affirmativ aufgeführt.

Die Kollateral-Kosten dieser Sturheit sind aber langfristig noch gewaltiger: während bei einer oberirdischen Lösung und einer anschließenden Verknüpfung mit dem S-Bahnnetz Kombi-U-Bahnen (s. [Zwei-System-U-Bahn]) auf bereits vorhandenen Gleisen nach Freiham (S8) fahren könnten und damit in Spitzenzeiten zusammen mit der 10-Minuten-S8 einen sagenhaft guten 5-Minuten-Takt anbieten könnten, muss dieses Angebot künftig durch eine eigene teure U-Bahntrasse erkauft werden, wenn sie denn je kommt.

Aber zurück zur Vorlage: Folgende Fragen sind noch offen:

  • wie kommt die DB dazu, einen verkehrlichen Synergie-Effekt zwischen der Pasinger U-Bahn und der (überfälligen) "Sendlinger Spange" zu konstatieren (S. 21),
  • wie kommt die Oberste Baubehörde dazu, die Münchner U-Bahn als rein innerstädtisches Schnellbahnsystem zu klassifizieren (S.21), obwohl doch mit der vom Freistaat Bayern stark geförderten U-Bahn-Anbindung Garchings der Beweis für die S-Bahnqualitäten der U-Bahn erbracht wurde?
  • wie kommt das Baureferat dazu, zu behaupten, dass nach seiner Beschäftigung mit den Spurplänen westlich von Pasing eine oberirdisch angebundene U-Bahn schon aus "geometrischen Gründen" nicht S-Bahnaußenäste bedienen könne? In Wahrheit ist spurplantechnisch vom Gleis 2 aus der S-Bahn-Knoten "Westkreuz" erreichbar und somit die Strecken nach Freiham-Weßling (S8) sowie nach Gauting-Tutzing (S6).

Es drängt sich natürlich der Eindruck auf, dass viele Entscheidungsträger in Stadt und Freistaat Angst vor dem wahren Potential einer synergetischen U-Bahn-Anbindung Pasings haben. Der verdienstvolle erste U-Bahn-Vater Dr. Klaus Zimniok würde hierüber wohl nur ungläubig den Kopf schütteln.

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